Wasserversorgung im Tiny House: Von Frisch- bis Abwasser
Die Wasserversorgung zählt zu den wichtigsten und grundlegenden Überlegungen in einem Tiny House: Nicht nur bedarf es einer Lösung für Schwarzwasser (Fäkalien und Urin) und Grauwasser (beispielsweise Duschabwasser), sondern natürlich auch eine zuverlässige Versorgung mit sauberem, frischem Wasser. Gar nicht so einfach, vor allem wenn das Tiny House zugleich noch mobil sein soll. Dann gehen die Überlegungen bereits verstärkt in Richtung der vollständigen oder weitgehenden Autarkie. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Lösungsansätze.
So bekommen Sie im Tiny House Ihr Frischwasser
An dieser Stelle gibt es zwei Überlegungen, von denen ausgehend sich auch die Lösungsansätze unterscheiden. Prinzipiell ist zunächst einmal zu bedenken, dass ein Tiny House, getreu seiner Bezeichnung, eben immer noch ein Haus ist. Zu einem Haus gehören zwangsläufig eine zuverlässige Strom- sowie Wasserversorgung, ohne eine Lösung für das Abwasser geht ebenso nichts.
Sofern Sie planen das Minihaus an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen, müssen dafür erstens die notwendigen Gerätschaften im Haus selbst vorhanden sein und zweitens überhaupt eine Anbindung an die öffentliche Wasserversorgung möglich sein. Letzteres ist mit der Gemeinde beziehungsweise Stadt oder einem Dauercamping-Platz zu klären. Über spezielle Druckwasserarmaturen und gelegte Leitungen gelangt das Wasser ins Tiny House, mit einem Boiler lässt es sich für eine heiße Dusche oder den Abwasch nach Bedarf erwärmen. In den allermeisten Fällen ist ein 30-Liter-Boiler dafür absolut ausreichend.
Autarke Wasserversorgung
Wer stärker in Richtung Autarkie gehen möchte, kann die Wasserversorgung seines Mini Homes auch über einen integrierten Wasserkreislauf steuern. Dieser Lösungsansatz lässt sich flexibel erweitern, beispielsweise über Regenwassersammelstellen, wobei das Klima der jeweiligen Region dann eine stärkere Rolle einnimmt. Zudem benötigt es dann zwangsläufig einen Tank. Bei einem installierten Wasserkreislauf führt kein Weg an unterschiedlichen Keramik-, Fein- und Grobfiltern vorbei, denn weder das aufbereitete noch das im Tank gelagerte Wasser ist unmittelbar als Frischwasser einsetzbar.
Übrigens: Nach Angaben vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. verbrauchen Deutsche täglich etwa 127 Liter Wasser. Soll das Tiny House mobiler und autarker sein, bedarf es also leistungsstarker Wasserkreisläufe, die benutztes Wasser binnen kürzester Zeit wieder aufbereiten können.
Lösungen für das Abwasser
Auch hier haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Eine davon wäre beispielsweise eine Trockentoilette, wodurch erst gar kein Schwarzwasser entsteht, sondern sich das Abwasser auf das eingangs erwähnte Grauwasser beschränkt. Das ist aber nicht jedermanns Sache. Andere Lösungen für das Abwasser gibt es natürlich ebenfalls, sie sind individuell entsprechend des Standorts des Tiny Houses zu wählen.
Sofern ein direkter Anschluss zum Abwassersystem vorliegt, können Sie ohne weitere Einschränkungen einen klassischen Tiefspüler mit Unterputz verbauen. Der Anschluss zwischen Toilette und Abwassersystem wird dann über genormte 100mm HT- beziehungsweise KG-Rohre sichergestellt.
Ist hingegen kein direkter Anschluss realisierbar, müssen Sie auf eine Alternative ausweichen. Denkbar sind beispielsweise Abwasser-Hebeanlagen, manche Menschen werden diese aus älteren Kellern kennen. Sofern kein Gefälle vorliegt, sind diese in der Lage mit Hilfe eines Druckschlauchs Abwasser bis zu 60 Meter weit zu entsorgen. Das ist in den allermeisten Fällen schon ausreichend – außer eben wenn im 60 Meter-Radius kein Abwasserkanal existiert. Dann ist gegebenenfalls der Einbau einer leistungsstärkeren Abwasserpumpe notwendig.
Falls kein Abwasseranschluss möglich ist
Sofern gar kein Zugriff auf das kommunale Abwassersystem erfolgen soll oder es schlicht nicht möglich ist, könnten eigene Kläranlagen eine Option darstellen. Diese befinden sich etwas versetzt in der Nähe des Tiny Houses, im Haus selbst wird dann eine Trenn-Toilette genutzt. Diese sammelt und trocknet Fäkalien aus, welche dann ungefähr alle zwei Monate in der eigenen Pflanzenkläranlage entsorgt werden. In diesem Fall existiert aber auch kein Abwasser, folglich entfällt das Spülen der Toilette.
Für Tiny-House-Enthusiasten steht die Frage nach der Wasserversorgung und deren Realisierbarkeit daher stets an erster Stelle – gepaart mit der Frage, wie viel Autarkie gewünscht und möglich ist.
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