Lehmsteine: Preise, Anwendungsbereiche, Vor- & Nachteile

Lehmsteine haben einen entscheidenden Vorteil: Bei feuchter Luft nehmen sie Feuchtigkeit auf und bei trockener Luft geben sie diese wieder ab. Eine Eigenschaft, die Fachleute als kapillare Leitfähigkeit bezeichnen. So sorgen Lehmwände jederzeit für ein gesundes Raumklima. Über welche Vorteile Steine aus Lehm noch verfügen ebenso wie Nachteile, Anwendungsbereiche und Preise im Überblick.
Lehmsteine

Die Anwendungsbereiche für Lehmsteine sind ebenso vielfältig wie bei anderen Steinarten auch. Bauunternehmen mauern mit ihnen sowohl Innen- als auch Außenwände. Besonders häufig finden sie Anwendung zur Ausfachung von Fachwerkhäusern. Beim Fachwerk dienen sie als Füllung für den Raum zwischen den Holzbalken. Dabei ist es durchaus auch möglich, Lehmsteine für das tragende Mauerwerk zu verwenden.

Ein Lehmstein verfügt über einen guten Schallschutz. Deshalb kommen die Natursteine auch als Deckenmaterial zum Einsatz. Ferner dienen sie als Speichermasse beispielsweise bei Strohballenhäuseren und Holzhäusern. Durch Ihre Eigenschaft, Wärme speichern zu können, sorgen Steine aus Lehm auch bei schwankenden Außentemperaturen für eine konstant angenehme Innentemperatur.

Anwendungsklassen

Je nach Anwendungsbereich lassen sich verschiedene Arten von Steinen unterscheiden. Dabei werden Lehmsteine in sogenannte Anwendungsklassen (AK) unterteilt. Die Klasse beschreibt, wie robust der Stein gegenüber äußeren Einflüssen wie Witterung, Frost und Feuchtigkeit ist.

Grundsätzlich sind Steine in Außenwänden den meisten Einflüssen ausgesetzt. Hier ist die höchste Anwendungsklasse Ia vorgeschrieben. Dabei handelt es sich um Vollsteine mit einheitlicher Konsistenz, die frost- und wasserfest sind. Ebenso sind Steine der Anwendungsklasse Ia weitestgehend resistent gegenüber Quellung, also der Volumenvergrößerung durch Kontakt mit Feuchtigkeit. Für Innenwände reichen die Anwendungsklassen AK Ib oder AK II. Steine mit der geringsten Klasse AK III werden beispielsweise für Deckenauflagen als Schaldämmung verwendet.

Herstellung

Bei der Herstellung lassen sich grundsätzlich drei Verfahren unterscheiden: Das Press-, Strang- und Handstrichverfahren. Beim Strangpressverfahren schneiden Hersteller die Steine aus einer laufenden Masse aus Lehm heraus. Im Anschluss erfolgt die Trocknung. Mauersteine aus Lehm, die nach diesem Verfahren hergestellt werden, finden auch als Grünlinge Bezeichnung. Sie verfügen üblicherweise über eine schlechtere Anwendungsklasse als Steine aus einem der nächsten beiden Produktionsverfahren.

Beim Handstrich- und Pressverfahren wird der Lehm in eine vorgefertigte Form gepresst. Anschließend wird die Form wieder entfernt, sodass die Steine trockenen können. Formgepresste Mauersteine für Lehmhäuser verfügen über eine bessere Anwendungsklasse als stranggepresste. Anders als Ziegelsteine wird ein Lehmstein nicht gebrannt. Streng genommen ist es deshalb auch falsch, von Lehmziegeln zu sprechen. Dennoch lässt sich die Bezeichnung Lehmziegel gerade im in Onlineshops häufiger finden.

Sogenannten Leichtlehmsteinen mischen Hersteller während der Produktion Zusatzmaterial wie Holzspäne oder Stroh bei. Das verbessert die Dämmeigenschaft. Im Gegensatz dazu bestehen Lehmvollsteine ausschließlich aus Lehm. Dadurch sind diese deutlich schwerer, was wiederum die Schallisolierung verbessert. Zudem unterscheiden Fachleute zwischen Normalformat (NF) und Dünnformat (DF), was für die Berechnungsgrundlage im Mauermaß dient.

Vorteile

  • Günstige Anschaffungskosten
  • Gesundheitlich unbedenklich, da es sich um einen Naturbaustoff handelt
  • Recyclingfähig
  • Guter Wärmespeicher
  • Gute Schallisolierung
  • Kapillare Leitfähigkeit sorgt für ein angenehmes Raumklima

Nachteile

  • Lehm ist nicht genormt: Lehm ist ein Gemisch aus Sand, Kies und Ton. Je nach Fundort ist die Zusammensetzung unterschiedlich, weshalb auch die Eigenschaften variieren.
  • Lehm ist anfällig gegenüber Frost und Nässe: Hier gilt es bei der Planung des Hauses entsprechende Schutzvorkehrungen zu treffen wie ein Dachüberstand.
  • Geringe Verbreitung: Wer ein Haus aus Lehm bauen möchte, hat es schwerer spezialisierte Unternehmen zu finden.

Hersteller und Preise

Die Preise für Lehmsteine variieren je nach Anwendungsklasse. 160 Mauersteine der Anwendungsklasse II des Herstellers Claytec im Dünnformat (DF) kosten rund 150 Euro. Hier liegt der Preis bei 91 Cent pro Mauerstein. Der Preis für 416 Leichtlehmsteine desselben Herstellers im Normalformat (DF) und mit der Anwendungsklasse I liegt bei 301,13 Euro, also 72 Cent pro Einheit. Damit ist der Naturbaustoff vergleichsweise günstig. Zum Vergleich: Die Kosten für einen Ziegel Rotklinker liegen mit 1,40 Euro fast doppelt so hoch.

Anwendung im Ofenbau

Aufgrund ihrer guten Wärmespeicherung finden Lehmsteine nicht nur für den Bau von Lehmhäusern, sondern auch im Ofenbau Anwendung. Sogenannte Lehmöfen lassen sich beispielsweise als Pizzaofen einsetzen. Dazu werden die Steine aufeinandergestapelt und anschließend mit Lehmstreichputz verputzt.

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