Wohnen auf dem Dach: Mobile Penthouse-Wohnungen gegen den Wohnraummangel

  • Theresa Bruns by Theresa Bruns
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Haus auf dem Dach

Mobile Minihäuser lassen sich auf dem Flachdach beispielsweise von Hochhäusern platzieren. So verwandeln sie tote Großstadtdächer in Wohnfläche mit Traumausblick. Ein innovatives Konzept gegen den wachsenden Wohnraummangel.

In den Metropolen Deutschlands herrschst akute Wohnungsnot – Tendenz steigend. So kommen bis 2020 jedes Jahr 385.000 fehlende Wohnungen neu hinzu, wie ein Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaft Köln zeigt. Das kann man als Problem sehen oder als Chance. So fordert die prekäre Wohnraumsituation neuen Innovationsgeist von der Immobilienbranche.

Wie schafft man möglichst viel Wohnraum in möglichst kurzer Zeit? Eine Frage, die architektonische Neudenker wie Cabin One beantworten. Das Berliner Startup hat mobile Mikrohäuser entwickelt, die sich unter anderem auf Flachdächern aufstellen lassen. So entsteht neue Wohnfläche dort, wo sie zuvor nicht vermutet wurde.

Aus der Not eine Tugend machen

Über 50.000 Hausdächer gibt es allein in Berlin, viele davon Flachdächer. Das Unternehmen Cabin One will der erste Anbieter werden, der mobilen Dachwohnungen in Serie entwickelt. Damit hat das Berliner Startup seine ganz eigene Nische in der derzeit vielbesprochenen Tiny House Bewegung gefunden. Maximaler Wohnkomfort auf minimalen Raum. Intelligentes Design macht es möglich.

Der Entwurf für das mobile Penthouse stammt von Simon Becker und Andreas Rauch. Das Architekten Duo hat das 8,5 mal 3,2 große Haus auf dem Dach entwickelt, um neue Wohnfläche im urbanen Raum zu schaffen. Mit seiner kompakten Bauform lässt es sich nicht nur auf Großstadtdächer aufsetzen, sondern findet auch überall dort Platz, wo vermeintlich keiner mehr ist. Derzeit steckt das 2014 gegründete Unternehmen noch in der Finanzierungsphase. Dazu greift es auf Crowdfunding zurück. Jeder, der Eigenkapital investieren möchte, kann mitmachen. Mit dem Bau des ersten Prototypens wurde bereits begonnen. Weitere Hintergrundinformationen zum aktuellen Stand und Finanzierungsmöglichkeiten erhalten Interessierte auf Indiegogo.de.

Downsizing als Wohnkonzept

Downsizing, was auf Deutsch so viel wie „Gesundschrumpfen“ heißt, ist eine Bewegung, die sich in der Immobilienbranche einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Sie propagiert einen bewussteren und gesünderen Lebensstil durch Reduktion auf das Wesentliche und bildet ein Leitmotiv des Small House Movements. Ein Konzept, dass sich auch in Minihäusern wie dem Cabin Spacey wiederfindet.

Das macht auch unter ökologischen Gesichtspunkten Sinn. Als Heizung dient eine Luft-Wärmepumpe. Diese entzieht der Umgebungsluft Wärme und fügt sie dem Wohnraum zu. Im Sommer kehrt sie das Prinzip um und fungiert als Klimaanlage. Demnach handelt es sich um ein regeneratives Heizsystem, das zudem autark von Gas- und Öllieferanten läuft. Lediglich der Wärmepumpenmotor benötigt Strom zum Antrieb. Den wiederum gewinnen Solarpanelen auf dem Hausdach. Auch der übrige Strombedarf soll durch eigens gewonnene Solarenergie gedeckt werden. Das Cabin Spacey bietet damit eine weitgehend autarke Wohnlösung, deren laufender Energiebedarf nahezu ausschließlich regenerative Quellen decken.

Wohnkomfort auf kleinem Fuß

Die durchschnittliche pro Kopf Quadratmeterfläche in Deutschland beträgt laut einer Auswertung des statistischen Bundesamtes 46,5 Quadratmeter. Mit einer Grundfläche von rund 25 Quadratmetern und einer Höhe von knapp 3,5 Metern ist das Cabin Spacey deutlich kleiner. Dennoch versprechen die Gründer komfortablen Wohnraum sogar für zwei Personen. Tatsächlich bietet das Wohnen auf dem Dach alles, was man zum Zusammenleben benötigt: Küche, Bad, Wohnzimmer. Das Bett befindet sich platzsparend auf einer Schlafempore unter der Decke. Die Lebensdauer der des Kleinhauses beziffern die Hersteller auf bis zu 200 Jahre. Ziel der Hersteller ist es, das Minihaus unterhalb der 100.000 Euro Schwelle anzubieten. Ein finaler Kaufpreis steht noch nicht fest.

Herausforderung Baugenehmigung

Mittlerweile haben wir auf diesem Blog schon verschiedene alternative Wohnformen vorgestellt. Und bei vielen dieser Wohnlösungen muss relativierend hinzugefügt werden, dass es bei der Baugenehmigung Probleme gibt. Gleiches gilt für das Cabin Spacey. Hier kann es zu Komplikationen bei Vorschriften hinsichtlich der Gebäudehöhe oder den Denkmalschutz kommen. Grundsätzlich bleibt der Appell an den Gesetzgeber, die gesetzlichen Vorschriften im Hinblick auf derartige Wohnkonzepte zu lockern. Angesichts der prekären Wohnraumsituation besteht hier dringender Handlungsbedarf.

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