Wohnen im Auto: Rechtliche Situation, Vor- und Nachteile

Freie und bezahlbare Wohnungen sind vor allem in den Metropolen Mangelware. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und so kommt es, dass Wohnungssuchende zunehmend auf kreative Alternativen ausweichen. Eine zunehmend beliebtere Lösung bietet das Wohnen im Auto. Doch ist das überhaupt erlaubt? Und was gibt es zu beachten, wenn ich meinen Erstwohnsitz auf meine vier Räder verlege?
Wohnen im Auto

Die Wohnungsnot in den Großstädten spitzt sich weiter zu. Allein in Berlin fehlen derzeit rund 100.000 Wohnungen. Zwar läuft der Neubau auf Hochtouren, doch hält er dem wachsenden Bedarf nicht stand. Hinzu kommt der Mangel an Bauland. Das führt dazu, dass bezahlbarer Wohnraum in vielen Großstädten kaum noch zu finden ist.

Aus der Not heraus wachsen viele alternative Wohnlösungen wie der Erstwohnsitz auf dem Campingplatz, Tiny Houses oder eben das Leben im Auto. Doch ist das Wohnen im Auto überhaupt legal?

Rechtliche Situation beim Leben im Auto

Verkehrsrechtlich stellt das Wohnen im Auto kein Problem dar. Die Straßenverkehrsordnung geht auf das Schlafen beziehungsweise Wohnen im Auto nicht explizit ein und verbietet es somit auch nicht.

Zu beachten sind allerdings die geltenden Verkehrsregeln zum Halten und Parken. Eine Nacht im Automobil ist auf den meisten Parkplätzen erlaubt. Straßenrechtlich zählt das noch zum Gemeingebrauch. Anders gestaltet es sich beim Dauercampen auf dem Parkplatz. In diesem Fall handelt es sich um eine Sondernutzung, die genehmigungspflichtig ist. Wer jedoch den Standort regelmäßig ändert oder seinen Wagen dort abstellt, wo Dauerparken erlaubt ist beispielsweise auf einem Privatgrundstück oder einen Stellplatz hat beim dauerhaften Leben im Auto verkehrsrechtlich nichts zu befürchten.

Leben im Auto

Anders gestaltet es sich aus verwaltungsrechtlicher Sicht. So sieht der Staat einen festen Wohnsitz mit Postanschrift vor. Mobile Wohnsitze als Erstwohnsitz sind grundsätzlich nicht erlaubt. Eine Möglichkeit besteht darin, sich eine feste Briefkasten Adresse zu besorgen zum Beispiel bei einem Freund oder darauf spezialisierten Unternehmen. Solche Scheinadressen sind laut dem Meldegesetz allerdings verboten. Wer sich unauffällig verhält, wird jedoch in seltenen Fällen mit rechtlichen Konsequenzen zu kämpfen haben. Aufgrund der prekären Wohnmarktsituation lassen die meisten Kommunen hier Toleranz walten.

Das gilt es zu beachten

Zunächst einmal bedeutet das Wohnen im Auto Verzicht. Es fehlt zum Beispiel die Dusche. Aus diesem Grund melden sich viele Autobewohner in einem Fitnessstudio an. Große Studios haben 24 Stunden geöffnet und stellen so jederzeit sanitäre Anlagen zur Verfügung. Davon abgesehen empfiehlt sich ein Chemieklo und ein Wasserkanister.

Die Küche ersetzt ein Campingkocher. Hier empfiehlt sich ein Gaskocher, da er nicht die Autobatterie anzapft. Durch das Herumstehen lädt die Batterie nicht auf und läuft sonst Gefahr, leer zu gehen. Wer einen Gaskocher innerhalb des Wagens nutzt, sollte unbedingt auf eine ausreichende Belüftung achten, da sonst die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung droht.

Eine Kühlbox ersetzt den Kühlschrank, die Spüle eine Wasserschale, die sich bei Bedarf mit dem Wasser aus dem Kanister befüllen lässt. Für das Bett gibt es spezielle Automatratzen. Zur Schlafenszeit lässt sich die Sitzbank zurückklappen und der Innenraum mit der Matratze auslegen, wodurch eine geräumige Liegefläche entsteht.

Als Stauraum empfehlen sich Boxen, die sich beispielsweise unter den Autositz schieben lassen. Wer intelligent verstaut, wird sich wundern, wie viel Platz auch in einem kleinen Auto zur Verfügung steht. Dennoch: Das Leben im Auto oder Wohnbus ist eine der extremsten Formen des Minimalismus und bedeutet ein Höchstmaß an Verzicht.

Weniger Komfort, bewussteres Leben

Doch warum tauschen Leute ihre Wohnung gegen ein Minihaus auf vier Rädern? Nicht immer sind finanzielle Gründe die Ursache. Immer mehr Menschen kehren unserer Überflussgesellschaft ganz bewusst den Rücken. So kommt es, dass der Umzug in das Eigenheim auf vier Rädern zur Glaubensfrage wird. Anhänger einer minimalistischen Lebensweise nennen dabei vor allem drei Vorteile:

  • Bewussteres und glücklicheres Leben durch Reduktion auf das Wesentliche: In einer Zeit, in der nahezu alles unbegrenzt und kurzfristig verfügbar ist, verlieren wir das Bewusstsein für den Wert von Gegenständen. Durch Reduktion wird dieses Bewusstsein zurückerlangt. Statt immer nur mehr zu wollen, erfreuen sich Minimalisten auch an kleinen Dinge und lernen diese zu schätzen.
  • Mehr Freiheit: Im Vergleich zur Miete oder der Eigentumswohnung kostet das Wohnen im Auto lediglich einen Bruchteil. Ein günstigerer Lebensunterhalt bedeutet weniger Zeit, die Menschen in den Job stecken müssen und mehr Zeit zu leben.
  • Ökologisches Leben: Wer in seinem Auto wohnt, spart Ressourcen. Es muss kein neuer Wohnraum geschaffen werden und gleichzeitig sind die laufenden Kosten für Strom und Gas deutlich geringer als in einer Wohnung.

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